Zwischen Grünpflege und Seelsorge

auf dem Friedhof
Michael Gloede und Uwe Bruns (v.l.) beim pflegeleichten Gräberfeld

Fünf Wochen sind seit der Beerdigung vergangen. Die Kränze auf dem Grab sind verwelkt, so langsam wird es Zeit, die Grabgestaltung in Angriff zu nehmen. Nicht allen fällt es leicht, diese nächsten Schritte einige Zeit nach der Beerdigung zu tun. Was ist jetzt dran? 

Gut, wenn man dann auf dem Friedhof Uwe Bruns begegnet. Der Baumschulgärtner kümmert sich seit 1996 mit seinen Leuten um die Friedhöfe der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Edewecht. Er steht den Angehörigen beratend zur Seite: „Wir räumen die Gräber frei, und wir erklären zum Beispiel, wie das mit einem Grabstein funktioniert.“ Die meisten Angehörigen kennt der 55-Jährige bereits, denn wenn jemand verstorben ist, sucht er gemeinsam mit ihnen das Grab aus, das er dann für die Beerdigung aushebt.

Einfühlungsvermögen gefragt

Im Kontakt mit den Trauernden ist viel Einfühlungsvermögen gefragt. Manche gehen einfach schweigend über den Friedhof. Andere, so weiß Uwe Bruns zu berichten, sind dankbar, wenn sie auch noch einmal über das gerade Erlebte sprechen können: „Mutter hat nicht lange leiden müssen“, oder „mein Mann war doch eigentlich noch zu jung um zu gehen“.

Gerade, wenn der Tod überraschend kommt, sind manche Trauernden angesichts der Entscheidungen, die sie nun treffen müssen, überfordert. Wollen sie ein Reihengrab oder ein Wahlgrab, ein Doppel- oder ein Einzelgrab? Weiß der Ehepartner schon, ob er selbst einst eine Erd- oder eine Feuerbestattung wünscht? All das hat Einfluss auf die Grabwahl. Viele sind dankbar, dass Uwe Bruns sie fürsorglich in dieser Situation begleitet. „Bei diesen Gesprächen hilft mir die Erfahrung, die ich in all den Jahren gesammelt habe. Aber Routine wird es nie.“

Verzicht auf Chemie

Beratung und auch ein Stück praktische Seelsorge – das gehört zum Dienst auf dem Friedhof dazu. Aber natürlich geht es auch um die Pflege der Anlagen. „Wir halten die Friedhöfe in Edewecht, Süddorf und Westerscheps in Ordnung“, berichtet Bruns. Da sind Grünflächen zu mähen, Hecken zu schneiden, Sträucher auszulichten. Unbelegte Grabstellen werden angesät. Diese vielen kleinen Flächen müssen auch gemäht werden. „Das sind über 300 Einzelflächen, die wir mit dem Handmäher bearbeiten.“

Arbeitsintensiv ist auch die Pflege der Sandwege, die mit einer Rollhacke bearbeitet werden. „Es ist eine bewusste Entscheidung des Gemeindekirchenrates, auf den Einsatz von chemischen Mitteln zu verzichten“, betont Michael Gloede, Vorsitzender des Friedhofsausschusses der Kirchengemeinde. Gloede räumt ein, dass auf diese Weise nicht alle Wege zu jeder Zeit frei von Bewuchs sein können. In nassen Perioden ist der Einsatz der Rollhacke nicht sinnvoll, weil die mechanisch rausgebrachten Pflanzen sofort wieder anwachsen würden. „Da müssen Aufwand und Nutzen im Verhältnis stehen“, sagt er und bittet die Friedhofsbesucher um Verständnis.

Müll sorgfältiger trennen

Die Entsorgung von Biomüll und Plastikmüll ist in den letzten Monaten umgestellt worden. Nun stehen auf eingezäunten Flächen Container, die den Müll aufnehmen. „Das funktioniert ganz gut“, freut sich Friedhofsgärtner Bruns. „Nur manche Nutzer müssten noch besser sortieren. Wenn wir Kunststoff im Biomüll haben, wird die Fuhre als Restmüll abgerechnet – dann kostet uns der Container fast das Dreifache.“ Bruns appelliert an die Vernunft und Sorgfalt der Friedhofsnutzer. Schließlich sei die Entsorgung für sie kostenfrei, was keinesfalls auf allen Friedhöfen mehr der Fall sei. „Wenn nicht richtig getrennt wird, muss ich das mit meinen Leuten von Hand durchsortieren. Das ist sehr zeitaufwändig und auch sehr dreckig. Wenn alle ihren Teil dazu beitragen, dann schont das langfristig auch den Geldbeutel – dann bleiben die Gebühren niedriger.“

Müllcontainer
Die neuen Müllcontainer haben sich bewährt

Kultur verändert sich

Über den Friedhof verteilt gibt es zudem Mülltonnen, die für kleine Müllmengen gedacht sind. Gerade ältere Menschen sind dankbar, wenn sie einen verwelkten Blumenstrauß nicht ganz zum Container tragen müssen. Ärgerlich ist es dann, wenn die Tonne voll ist, weil andere eine komplette Grabbepflanzung dort entsorgt haben. „Solche Mengen sollten direkt in den Container gebracht werden – zu diesem Zweck stehen auf dem Friedhof Schubkarren bereit“, bittet Uwe Bruns.

Die Zahl der Beerdigungen auf den Friedhöfen der Kirchengemeinde steigt kontinuierlich an und wird bald 150 erreichen. Edewecht wird größer, der Anteil der älteren Menschen nimmt zu. Michael Gloede und Uwe Bruns beobachten eine starke Veränderung der Bestattungskultur. Vor ein paar Jahren habe man sich noch über eine Quote von 67 % Urnenbestattungen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg gewundert, erzählen sie. Nie habe man gedacht, solche Zahlen auf dem Lande zu erreichen. „Als ich hier angefangen habe, hatten wir fünf Urnen pro Jahr“, erinnert sich Bruns. Und nun liege der Anteil der Urnenbeisetzung auch in Edewecht bei ca. 50 %.

Die gute Seele

Eine warme und freundliche Atmosphäre – die entsteht auf unseren Friedhöfen durch Menschen wie Uwe Bruns. Ein kleines Gespräch, das weiß er, kann so viel bewirken. „Wie geht es, alles in Ordnung?“ fragt er die Witwe, als er sie einige Wochen nach der Beerdigung auf dem Friedhof trifft. Und die freut sich: „Ja, danke – dat is schön, dat ji eem fraagt, dat ji noch an mi denkt!“ Dann macht er sich wieder an die Arbeit. 

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