Kindergartenarbeit: Kirche erfüllt eine wichtige Aufgabe

Pohl
Ingeborg Pohl, Leiterin der Fachstelle Kindergartenarbeit

Warum gibt es evangelische Kindergärten? Vor welchen Herausforderungen stehen diese Einrichtungen? Kark un Lüe im Gespräch mit Ingeborg Pohl, Leiterin der Fachstelle Kindergartenarbeit in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg.

Kark un Lüe: Warum leisten wir uns evangelische Kindertagesstätten?

Ingeborg Pohl: Dieses Engagement ist für die Kirche eine Chance, mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Unsere Einrichtungen stehen ja nicht nur evangelischen Kindern offen. Ein Kindergarten ist immer ein Ort der Begegnung, aber auch ein Ort der Verkündigung: Wir erfüllen damit den Taufauftrag des Evangeliums.

Es gibt noch einen anderen Aspekt. Eine der Lehren aus der Zeit des Nationalsozialismus ist es, Einrichtungen der Jugendhilfe nicht in erster Linie staatlich zu betreiben. Um Trägervielfalt zu garantieren, soll der Staat z.B. die Trägerschaft für Kindertagesstätten zunächst den Kirchen oder Wohlfahrtsverbänden anbieten und nur dann selbst Träger werden, wenn andere nicht zur Verfügung stehen. Das ist das so genannte „Subsidiaritätsprinzip“. Als Träger von Kitas erfüllen wir hier eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft.

Durch den Rechtsanspruch auf Betreuung für unter Dreijährige wurde viele Kinderkrippen eingerichtet – auch in der evangelischen Kirche?

In den letzten acht Jahren sind in unserer Kirche 58 Krippengruppen entstanden. Das ist eine rasante Entwicklung.

Gibt es Diskussionen um die Finanzierung?

Durch den Rechtsanspruch ist das klar geregelt: Die Kommunen müssen die Krippen finanzieren. Wenn kommunale Einrichtungen bei der Schaffung von Krippenplätzen bevorzugt werden, ist das ein Politikum, weil dadurch das Subsidiaritätsprinzip unterlaufen wird. In den meisten Gemeinden ist das aber kein Problem. Mehr als die Hälfte unserer Kindertagesstätten haben mittlerweile Krippengruppen und leisten eine sehr gute Arbeit.

Wie ist die Personalsituation in den Einrichtungen?

Eine Schwierigkeit ist der Fachkräftemangel, der sich zunehmend bemerkbar macht. Leider können wir dem als Kirche kaum etwas entgegensetzen. Wir gewährleisten eine gute Ausbildung, die Bezahlung ist besser geworden, wir bieten Qualifizierung, aber es gibt zu wenige qualifizierte Bewerbungen. Das ist übrigens ein Problem aller Träger.

Was bedeutet das Thema Inklusion für die Kitas?

Unsere Einrichtungen sind ja Vorreiter in Sachen Integration von Kindern mit Behinderungen – da haben wir über 20 Jahre Erfahrung. Jetzt geht darum, den nächsten Schritt hin zu einem inklusiven Betreuungsangebot zu gehen. Inklusion ist eine Frage der Haltung und des Menschenbildes, also eine ur-evangelische Sache! Wir sind in der Diskussion gut aufgestellt, mit Fortbildungen und ersten Kitas, die sich auf den Weg machen.

Welche besonderen Themen bewegen Sie in der nächsten Zeit?

Wir diskutieren gerade die Entwicklung von Kitas hin zu Familienzentren, in denen Betreuung und Beratung stärker vernetzt werden, um niederschwellige Angebote für Familien zu realisieren. Ein weiteres Thema ist die Veränderung von Trägerstrukturen im kirchlichen Bereich, um das Personalmanagement weiter zu qualifizieren. Die Anbindung der Kitas an die Kirchengemeinden soll aber erhalten bleiben.

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